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Schön, dass dich dein Weg hierhergeführt hat! Er passt nämlich nicht nur gut zur so genannten „sozialen Barfußarchitektur“ – sondern bringt dich direkt auch zu ihrer Erfinderin: Yasmeen Lari. Mit ihrer genialen wie naheliegenden Philosophie zeigt uns die pakistanische Architektin ihre Vorstellung von nachhaltiger Architektur, die zugleich armen Menschen hilft. Lehm zum Bauen spielt dabei eine gewichtige Rolle. Also dann schön weiter im Stoff – wir erzählen dir gerne mehr über die erste anerkannte weibliche Architektin Pakistans und drei ihrer spannenden Nachhaltigkeitsprojekte!
Dürfen wir vorstellen? Yasmeen Lari
Geboren wurde Yasmeen Lari 1941 in Pakistan. Nachdem sie 15-jährig mit ihren Eltern nach London auswanderte und erfolgreich an der Oxford Brookes School of Architecture studierte, zog sie mit 23 zurück in ihre Heimat. Bald befassten sie und ihr Ehemann Suhail Zaheer sich mit vielen jahrhundertealten Lehmbauten ihres Landes und beschlossen, dieses architektonische Erbe zu bewahren. Dazu gründeten sie 1980 die Heritage Foundation of Pakistan. Bis 2000 hatte Yasmeen Lari ihr eigenes Architekturbüro und vor allem mit Beton gebaut. Diese Denkweise verwarf sie jedoch zugunsten eines neuen nachhaltigen Architekturkonzepts, das auf lokalen erneuerbaren Materialien basiert, die zudem besser gegen Überflutungen sowie Erdbeben schützen. Dabei verfolgt Lari auch einen ökologisch-feministischen Ansatz. Denn oft sind es Frauen, die in Pakistans ländlichen Regionen von Umweltkatastrophen betroffen sind und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.
Der Ofen ist aus? Nicht mit Lehm!
Nachhaltige Architektur heißt für Yasmeen Lari: Bauen mit Lehm. Als uraltes Baumaterial ist Lehm sogar das älteste Bindemittel beim Bauen überhaupt. Was das mit Frauen im islamischen Pakistan zu tun hat? Wie du vielleicht weißt, sind sie meist auf ihr Zuhause beschränkt, müssen sich um Haushalt, Kids & Co. kümmern, auch das Zubereiten von Speisen gehört dazu. Eines der Probleme hierbei: die offenen Flammen bei traditionellen Holzöfen. In engen Räumen führen sie oft zu Erkrankungen der Atemwege, auch Verbrennungen und Wohnungsbrände sind keine Seltenheit. Wenn man dann noch bedenkt, dass meist mit Holz geheizt wird … weniger bis Null C02 Verbrauch wären klar besser.
Hot stuff: der Chula Lehmofen
Also entwickelte Yasmeen Lari den Chula – einen Ofen aus Lehm und Kalkputz. Betrieben wird er mit landwirtschaftlichen Abfällen wie Mist und Ziegel aus Sägemehl. Dadurch fallen bis zu 70% weniger Brennholz an. Zudem arbeitet ein Chula so gut wie rauchfrei – schon damit ist viel für die Gesundheit der Frauen und Kinder getan. Doch der Chula ist auch eine Art „Emanzipations-Tool“. Denn mithilfe der Heritage Foundation of Pakistan können sich Frauen zu „Barefoot Village Entrepreneurs“ ausbilden lassen. Anschließend verdienen sie ihr eigenes Geld, indem sie anderen Frauen beibringen, selbst einen Chula zu bauen. Zehntausende dieser Lehm- und Kalköfen gibt es mittlerweile in Pakistan. Somit trägt Yasmeen Laris ökofeministische Architektur auch dazu bei, Frauen aus ihrer häuslichen Isolation zu lösen, sie soziale Kontakte knüpfen zu lassen und Gemeinschaft zu fördern.
Anguri Bagh
Lahore, Pakistan
1973 entwickelte Yasmeen Lari Pakistans erstes großes soziales Wohnbauprojekt. Anguri Bagh besteht aus 14 Cluster mit ein-, zwei- und dreistöckigen Blöcken, in die preiswerte Ein- und Zweizimmer-Wohnungen integriert wurden. Die Sache war nur: Die verarmte Lokalbevölkerung, die hier einziehen sollte, musste erst überzeugt werden. Sie war es nicht gewohnt, in solchen Häusern zu leben, und sie dachte, die Wohnungen würde sie von ihrem Boden und die Menschen voneinander trennen. Schließlich stimmte sie den Entwürfen zu. Denn sowohl enge Fußgängerzonen als auch erhöhte Gehwege dienen zugleich als Kinderspielplatz, Marktplatz, insgesamt als Orte der Interaktion. Zudem kann auf nach oben offenen Terrassen Gemüse angebaut und es dürfen Hühner gehalten werden.
Zero Carbon Gemeindezentrum
Makli, Pakistan
Yasmeen Laris soziale Barfußarchitektur steht für Dekarbonisierung. Also dafür, immer weniger bis irgendwann gar keine fossilen Brennstoffe mehr zu nutzen. Das Gemeindezentrum in Makli ist ein gutes Beispiel dafür – in einem Land, das stark vom Klimawandel betroffen ist. So wurde der riesige Hangar-artige Pavillon aus regionalen erneuerbaren Materialien gebaut: Die Außenwände sind aus großen vorgefertigten Bambusplatten und das Dach aus Stroh – perfekt für natürliche Temperaturregulierung im heißen Sommer! Die Bambuskonstruktion ist eine der größten weltweit und wurde bewusst offen gestaltet. So dient der Pavillon – wie der gesamte 1,6 Hektar große Campus – marginalisierten Menschen als sozialer (Kultur-) Raum. Es können Performances, Vorträge und Konferenzen besucht werden. Aber auch Workshops, wo man lernt, nachhaltige Produkte herzustellen wie Terrakottafliesen, Öko-Toiletten bis hin zu rauchfreien Öfen aus Schlamm und Kalk.
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